Sonntag, 6. März 2011

Wahlkampf


Am 17.03. ist Wahltag in Sri Lanka. Es stehen drei Parteien zur Wahl. Der Einfachheit halber unterscheiden die sich für das Wahlvolk erst einmal durch die Farbe. Man wählt Blau, Grün oder Rot. Für Farbenblinde gibt es zusätzlich noch ein Symbol: Blatt, Elefant und Glocke. Jede Partei stellt eine Vielzahl von Kandidaten zur Wahl auf. Die Wahlkämpfer ziehen, bis zwei Tage vorm Wahltag, in Fünfer-, Sechsergruppen oder so großen Gruppen, dass die eher Angst machen als politisch zu überzeugen, von Haus zu Haus. Sie werben für ihren jeweiligen politischen „Helden“ und verteilen Broschüren. Es scheint, als sei immer die gesamte Familie des Bewerbers als Unterstützer unterwegs. Ich liege lesend im Liegestuhl, als eine Gruppe dieser Wahlwerber durchs Tor auf den Hof kommt. Ich frage für welche Partei sie unterwegs sind und traue meinen Ohren nicht, als sie sich als JVP-Leute ausgeben. Diese ehemals kommunistische Gruppierung hat vor vielen Jahren dem Land mit Terroranschlägen, Mord und Totschlag zeitweilig mehr Probleme bereitet, als der Konflikt mit den tamilischen Rebellen. Jetzt ist das die Rote Partei mit der Glocke und stellt sich zur demokratischen Wahl.
Später erfahre ich, dass auch einige unserer Freunde damals dazu gehörten. Zeitweilig mussten sie das Land verlassen um drastischen Strafen zu entgehen. Ich staune nicht schlecht, als ich die Namen höre. Die umfangreiche Hilfe eines Freundes bei der sinnvollen Verteilung der gesammelten Hilfsgelder durch meine Frau, nach der Tsunamikatastrophe 2004, war auch nicht uneingeschränkt wertfrei. Wie sich nun herausstellt, sind bei dieser Aktion bevorzugt JVP-Unterstützer mit finanzieller Hilfe bedacht worden. Natürlich waren auch sie Opfer der Flutwellen. Aber für uns widerspricht diese selektive Auswahl von Personen, die nur einer bestimmten politischen Richtung angehören, dem Gleichheitsgrundsatz. OK, man konnte mit der überschaubaren Summe ohnehin nur einer sehr begrenzten Auswahl Menschen helfen. Das Wissen allerdings, dass dies dann ausgerechnet Leute der JVP waren, die auch uns im Jahr ihres Terrors große Probleme vor Ort bereitet haben, (Ausgangssperre, rüde Militärkontrollen, kein Strom, kein Benzin, Morde in unmittelbarer Umgebung), hinterlässt im Nachhinein ein komisches, zwiespältiges Gefühl.

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