Montag, 28. März 2011

Ende der Reise

Jürgen & Sandali


So, liebe Leser, das war´s mal wieder. Sechs Monate Asien- vorbei. In Sri Lanka habe ich die "harte Tour" gewählt und bin mit Zug und Bus zum Flughafen gefahren. Der Preisunterschied zwischen 1,10 EUR und 60,-EUR war Argument genug. Zuvor gab es noch Tränen auf allen Seiten, die Kinder waren sehr traurig, ihren "Kasper auf Zeit" nun für länger wieder verloren zu haben.
Insgesamt eine Reise, die mir als diejenige mit dem vielen Regen in Erinnerung bleiben wird. Trotzdem hatte ich an den Tagen, an denen ich jeweils einen Aufenthaltsort gewechselt habe, und an denen Regen besonders unangenehm gewesen wäre, meist Glück. Ich habe viel erlebt und gelernt. Für Fragen zur Tour, zu den Unterkünften etc., stehe ich gerne zur Verfügung ( e-mail: travelkappi@t-online.de ).
Bis zum nächsten Mal - bleibt gesund          der  Jürgen

Donnerstag, 17. März 2011

Tag der Wahl


Nachtrag zum Abendessen: der Baby Hai war köstlich. Aber trotzdem bitte nicht bestellen, wenn ihr einmal die Möglichkeit habt es zu probieren. Andere Fische schmecken auch gut.

In den nächsten drei Tagen wird kein Alkohol verkauft in Sri Lanka. Ein besoffener Singhalese, Tamile oder Muslim gerät leicht außer Kontrolle. Das möchte man bis zur Stimmauszählung vermeiden. In den Wahllokalen, zumeist Schulen, darf auch nicht gesprochen werden. Sollte dort noch jemand Partei- oder Kandidatenwerbung betreiben, dann würde er verhaftet. Ein Bekannter von Vijith hält am Morgen mit dem Fahrrad am Tor, auf dem Weg zur Stimmabgabe, und fragt lautstark danach, was er denn wohl wählen soll. Vijith empfiehlt den Kanditaten 24 und der Kollege zieht weiter zur Stimmabgabe. Obwohl es Wahlregister gibt und neuerdings auch der Ausweis mit vorgelegt werden muss, wird nach der Stimmabgabe ein Finger eingefärbt. Zu viele sonst versuchen mehrfach zu wählen, denn viele arbeiten im Ausland, deren Stimme sonst verfällt. Vier oder fünf Wahlbenachrichtigungen zusammenzubekommen scheint hier für die meisten einfach zu sein und bis zur Einführung dieser zusätzlichen Sicherung wurde die Mehrfachstimmabgabe durchaus genutzt.                       

Mittwoch, 16. März 2011

Baby-Hai zum Abendessen

Sandali & Sajini

Vijith hat am Strand einem Fischer einen kleinen Hai abgekauft. Den soll es zum Abendessen geben. Als Taucher bin ich ein Freund der eleganten Tiere. Es wir mir nicht leicht fallen den „More Malu“ zu essen. Ich sehe ihn lieber unter Wasser, wie er graziös über das Riff zieht, als in Stücken auf dem Teller liegend. Ich weiß natürlich, dass der Hai, auch als Baby-Hai, in Sri Lanka als ganz gewöhnlicher Marktfisch gilt. Selbst wenn man weiss, dass weltweit alle Haiarten im Bestand so dezimiert wurden, dass sie geschützt gehören, wer könnte es von einem Fischer verlangen, das Tier wieder ins Wasser zurückzuwerfen. Ich will trotzdem versuchen, meinen Standpunkt zu erklären.

Dienstag, 15. März 2011

Katastrophe in Japan

Sajini

In Japan bebt die Erde, ein Tsunami fegt ganze Küstenstädte hinweg und mehrere Blöcke eines Kernkraftwerkes fliegen in die Luft – Kernschmelze wahrscheinlich. Die grenzenlose Selbstüberschätzung der „Experten“ eines Hochindustrielandes bekommt die Quittung, zum Leid der Bevölkerung. Sehe die verzweifelten Erklärungsversuche der japanischen Verantwortlichen auf dem Nachrichtensender Aljazeera. Die dortige Berichterstattung ist informativ, während die Sri Lanka TV-Stationen grundsätzlich nur Wahlkampfthemen behandeln. Dann kommt die Werbung und erst ganz am Rande erwähnt man diese ungeheure Katastrophe mit Lächeln. Das hat zur Folge, dass mich die Leute oft fragen was genau der aktuelle Stand ist. Das Interesse ist nicht verwunderlich, denn aus vielen Familien arbeiten Angehörige in Japan. Die Landessender sollten das wissen. Die schlimmen Bilder geben mir zu denken. Brauchen Politiker erst solche Beweise um umzudenken? Die Kraft der Atome scheint nur beherrschbar ohne jegliche äußeren Einflüsse. Aber die gibt es immer und überall. Angefangen mit dem Betriebselektriker, dem Ingenieur vor der Schalttafel, bis zur Naturkatastrophe. Bis zur Bebenstärke von 8.3 auf der Richterskala war Fukushima angeblich sicher. Und dann kommt da dieses unverschämte Beben mit 8.9 daher, und schickt, was für eine Überraschung in dem Land, das wegen der dortigen Häufigkeit der Superwelle sogar den Namen gegeben hat, auch noch einen Tsunami hinterher. Ich stelle mir die hilflosen Ausflüchte von Umweltminister Röttgen vor: ´Die deutschen Kernkraftwerke sind ja auf einen Flugzeugabsturz vorbereitet. Jeder Reaktor hält den Absturz einer vollbesetzten Boeing 737 ohne Leck zu schlagen aus. Dass nun ein Airbus A 380, der doppelt so viel Masse hat, mit voller Wucht seitlich in den Reaktor gerast ist, dass war ebenso „unwahrscheinlich“ wie Erdbeben und Tsunami in Japan. Wir haben im Vorfeld auf jeden Fall alles Menschenmögliche getan.´
Es sieht so aus, als sei Atomstrom nicht nur angeblich besonders billig, man kann mit ihm auch in ganz besonderen Maße das Stromsparen fördern. Nämlich dann, wenn nach einer radioaktiven Verseuchung in weiten Teilen des Landes niemand mehr sein wird um dort Strom zu verbrauchen.
Doch zurück zur Reise, obwohl diese Gedanken aufgrund der aktuellen Nachrichten auch ein Teil davon sind. Die Leute hier, in Sri Lanka, interessieren sich in erster Linie für die Bilder vom Tsunami. Die kennen sie noch von hier. Da wird verglichen mit den Bildern von 2004. Man stellt z.B. fest, dass das Wasser hier auch schwarz war. In den Gesprächen geht die Reaktorkatastrophe unter. Diese Gefahr verstehen die meisten nicht.  
Sandali

Montag, 14. März 2011

man lässt beten

Sajini & Sewandi


Die Endlosschleife mit einem Hindugebet, gesungen mit Kinderstimme, ertönt seit 50 Minuten. Da es scheinbar nur zwei Sätze sind, ist die Wiederholungsrate entsprechend hoch. Im Hause meines Freundes ertönt regelmäßig eine CD mit Esoterik-Singsang. Es klingt ein wenig nach Enya, ist technisch gut gemacht, aber nervt besonders in den 30 Minuten, in denen die irgendwie sehr leidend klingende Frauenstimme auf Englisch Weltverbesserungssprüche ablässt. Das soll vermutlich lehrreich sein oder gar dazu bewegen sein Leben zu verändern, ist aber nicht mehr als Halbwissen über diverse Religionen, vermischt mit bruchstückhafter Philosophie und zusammengewürfelt mit sonstigem Esoterik-Gedöns. Kommt das persönliche Gebet in Singhalesisch über solche Auswüchse zu kurz? Ich habe den Eindruck. Man lässt beten. Technischer Fortschritt?

Die Tage bestehen überwiegend aus den Spielen mit den Kindern. Sie bestimmen über mich, da kann ich gar nichts machen. Da ich die Kurzen einfach wunderbar finde, habe ich auch keine weiteren Motive fotografiert. Als Abschluss meiner Blogfotos füge ich also ausschließlich Aufnahmen der Kinder an, auch wenn das nicht unbedingt zum Text passt.

Sonntag, 6. März 2011

Wahlkampf


Am 17.03. ist Wahltag in Sri Lanka. Es stehen drei Parteien zur Wahl. Der Einfachheit halber unterscheiden die sich für das Wahlvolk erst einmal durch die Farbe. Man wählt Blau, Grün oder Rot. Für Farbenblinde gibt es zusätzlich noch ein Symbol: Blatt, Elefant und Glocke. Jede Partei stellt eine Vielzahl von Kandidaten zur Wahl auf. Die Wahlkämpfer ziehen, bis zwei Tage vorm Wahltag, in Fünfer-, Sechsergruppen oder so großen Gruppen, dass die eher Angst machen als politisch zu überzeugen, von Haus zu Haus. Sie werben für ihren jeweiligen politischen „Helden“ und verteilen Broschüren. Es scheint, als sei immer die gesamte Familie des Bewerbers als Unterstützer unterwegs. Ich liege lesend im Liegestuhl, als eine Gruppe dieser Wahlwerber durchs Tor auf den Hof kommt. Ich frage für welche Partei sie unterwegs sind und traue meinen Ohren nicht, als sie sich als JVP-Leute ausgeben. Diese ehemals kommunistische Gruppierung hat vor vielen Jahren dem Land mit Terroranschlägen, Mord und Totschlag zeitweilig mehr Probleme bereitet, als der Konflikt mit den tamilischen Rebellen. Jetzt ist das die Rote Partei mit der Glocke und stellt sich zur demokratischen Wahl.
Später erfahre ich, dass auch einige unserer Freunde damals dazu gehörten. Zeitweilig mussten sie das Land verlassen um drastischen Strafen zu entgehen. Ich staune nicht schlecht, als ich die Namen höre. Die umfangreiche Hilfe eines Freundes bei der sinnvollen Verteilung der gesammelten Hilfsgelder durch meine Frau, nach der Tsunamikatastrophe 2004, war auch nicht uneingeschränkt wertfrei. Wie sich nun herausstellt, sind bei dieser Aktion bevorzugt JVP-Unterstützer mit finanzieller Hilfe bedacht worden. Natürlich waren auch sie Opfer der Flutwellen. Aber für uns widerspricht diese selektive Auswahl von Personen, die nur einer bestimmten politischen Richtung angehören, dem Gleichheitsgrundsatz. OK, man konnte mit der überschaubaren Summe ohnehin nur einer sehr begrenzten Auswahl Menschen helfen. Das Wissen allerdings, dass dies dann ausgerechnet Leute der JVP waren, die auch uns im Jahr ihres Terrors große Probleme vor Ort bereitet haben, (Ausgangssperre, rüde Militärkontrollen, kein Strom, kein Benzin, Morde in unmittelbarer Umgebung), hinterlässt im Nachhinein ein komisches, zwiespältiges Gefühl.

Samstag, 5. März 2011

SRI LANKA - Morgen im Dorf

Ein herrlicher Tagesbeginn an der Dorfstraße, in dem Ortsteil Aluthgamas, der sich entlang des östlichen Flussufers des Bentota-Flusses erstreckt. Um 7:30 ist es noch ruhig. Aber nur wenige Minuten später baut sich die täglich wiederkehrende Gräuschkulisse auf. Vom fast wolkenfreien Himmel strahlt bereits die Sonne, aber ist noch angenehm kühl. Die gestrigen Regenwolken sind geleert und so erleichtert weggeweht. Kinder und Männer singen ihre Frühgebete, die Frauen fallen eher durch lautes Rufen im Befehlston auf. Vögel quietschen, pfeifen, piepsen, trällern und zwitschern, dazwischen hört man das eindringliche Pfeifen der Streifenhörnchen heraus. Hupen und Motorgeräusche füllen die wenigen freien Lücken im Klangteppich, und doch ist die Stimmung insgesamt ruhig, gelassen. Die später erst einsetzende Geschäftigkeit, die sich dann in allen Frequenzen mehrfach überlagert, fehlt noch gänzlich. Man hört das Fegen der Nachbarn, Radiomusik von den nächsten Häusern, von den weiter entfernten nur noch die Bässe. An diesem Ort unvermeidlich, das allmorgendliche geräuschvolle Abhusten des Mannes im Haus gegenüber, der jedes Mal seine Stimmbänder eindrucksvoll an der Grenze zwischen Brüllen, Husten, Würgen und Kotzgeräusch flattern lässt. Kurz vor dem oft unvermeidlich scheinenden Erstickungstod kriegt er dann doch jeden Morgen wieder die Kurve. Etwas später ziehen dann die Händler mit ihren Fahrradgeschäften, Dreiradshops und Mopedrestaurants durch die Straße. Laut rufend preisen sie ihre jeweilige Ware. Klingel, Glocke und besonderer Hupton sind Markenzeichen vom Briefträger, von Besen-, Fisch- und Obstverkäufern. Die mit Brot und Eis handeln nutzen elektronische Endlosschleifen. Der Ton ist nervtötend, hat aber extrem hohen Erkennungswert

Dienstag, 1. März 2011

In Gedanken noch in Bali

Ich bin in Sri Lanka. Für viele Jahre war dies das ständige Reiseziel, mit dem ich auch beruflich eng verbunden war. Mit dem kostenfreien Airportshuttle geht es in den nächsten Ort, ca. 2 km vom Flughafen entfernt. Weiter mit dem Minibus (100,-RPS) bis nach Colombo Railway Station und von dort mit dem Zug in der 3. Klasse in den Süden (55,-RPS). Die Fahrt bis Aluthgama hat also genau 1,- EUR gekostet.
Als ich am Abend im Bett liege denke ich an die Zeit auf Bali zurück. Wenn Nordbali in Teilbereichen etwas vom sogenannten „Arsch der Welt“ hat, von denen es auf diesem Globus ja unzählige geben muss, dann mag das so sein. Mit dem Cili Emas Resort und dem Stück Land in den Hügeln von Alassari war es mir aber sicherlich vergönnt, einen der einladendsten „Ärsche der Welt“ kennenzulernen. Ich verspüre den unbedingten Wunsch mich an ihm als Furunkel festzusetzen.

www.ciliemas.com

Samstag, 26. Februar 2011

Auf Wiedersehen Indonesien

Pink Lady



Nach 3 Monaten in Indonesien ist nun morgen der vorläufige Abschied angesagt. Alle Freunde waren heute noch einmal in Sanur. Gestern bin ich mit meinem Moped wieder über die Berge in den Süden gefahren und habe den Weg über Sangeh gewählt. Eine wunderbare Route, herrlich zu fahren, mit fantastischen Ausblicken. Heute haben wir noch gemeinsam eine Messe über "Nachhaltiges Bauen" besucht, die erstaunlich gut organisiert war und gute Informationen bot. Nach dem "Tschüs" bei den Freunden in Legian/Seminiak gab es noch einen überschaubaren Shopping-Stopp in Denpasar. Dann, gemeinsames Futtern des schmackhaften Saltimbocca im Restaurant Mona Lisa-Sanur, und der endgültige Abschied von den lieb gewonnenen Freunden war unumgänglich. Mich erwarten noch wunderbare 4 Wochen in Sri Lanka. Dort habe ich viele Freunde. Außerdem sind es nur etwa 9 Monate bis zur Rückkehr nach Bali. Und doch war es ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge, bei dem das weinende ein wenig weiter geöffnet war. Ich habe, tief im Inneren, das Gefühl hier her zu gehören. Trotz aller Schwierigkeiten die das Indonesische System bereit hält. Um einen hohen jährlichen Anteil meines Lebens auf Bali zu verbringen wäre ich entschlossen, auch solche Hürden auf mich zu nehmen. Das Wohlgefühl und die Lebensqualität die diese Insel zu bieten hat, würde vieles ausgleichen.
Lumbung Unterkunft im Cili Emas Resort

Morgen reise ich nach Kuala Lumpur/Malaysia, übernachte im Airport-Hotel, und fliege am Montag früh weiter nach Sri Lanka. Wenn die Bedingungen dort noch so sind wie vor einem Jahr, dann wird es für mich dort wieder keine Möglichkeit geben den Blog weiterzuführen. Ich beende daher vorsorglich den Bericht über meine Reiseerlebnisse auf dieser Reise und füge evtl. nach Reiserückkehr noch eine Schlussbemerkung an.
Lumbung-Küche im Cili Emas Resort

Vielen Dank für euer Interesse. Es war mir eine Freude, vielleicht den einen oder anderen Reisetipp gegeben zu haben und meine Gedanken und Gefühle mit euch zu teilen.

Bis zum nächsten Mal             der  Jürgen

Montag, 7. Februar 2011

vorläufig mal wieder Ende des Blogs

Liebe Blogleser,

Nach Singapore bin ich wieder gut im Süden Bali´s angekommen. Ich habe mein Moped abgeholt, das in Legian untergestellt war, und bin wieder nach Sanur übergesiedelt, in mein Stammdomizil "Flashbacks". Da ich weiß, dass mich in zwei Tagen im Norden wieder vegetarische Küche erwartet, habe ich mir, obwohl die absolut erstklassig ist und mir während des vorangegangenen 6-wöchigen Aufenthaltes dort auch kein Problem bereitet hat, (im Gegenteil), in den letzten Tagen erstklassige Fleischgerichte gegönnt. Ich kann dazu nur wärmstens das Restaurant "Mona Lisa" in Sanur empfehlen. Beef Rendang, Beef Carpaccio, Tenderloin Steak und als Krönung heute: Saltimbocca, das sind alles wirklich fantastisch zubereitete Fleischgerichte, die in Sanur, in dieser Perfektion und zu diesem Preis, kaum noch ein zweites Mal zu finden sind. Mona Lisa ist sicher kein Restaurant für Traveller und für Traveller-Budgets, aber wenn ein Hauptgericht dieser Art und Qualität zwischen 4,- und 5,-EUR kostet, dann vergisst man leicht mal den Traveller.
Habe für morgen schon wieder einen Single-Tisch bestellt. Mache diese Werbung aus Eigeninteresse nicht gerne. Das Ansehen des Restaurants in dieser Weise zu steigern heißt, dass ich vielleicht demnächst schon zwei Tage vorher einen Tisch dort bestellen muss. Aber ich mache "Mona Lisa" trotzdem gerne zum TOP Restaurant-Tip für Sanur.
So, liebe Leser, ich darf mich erst einmal verabschieden. Inzwischen weiß ich sicher, dass das Netz im Norden für mich nicht nutzbar ist. Daher sage ich Tschüs, bis in etwas mehr als 2 Wochen, dann melde ich mich wieder. Mal sehen, auf welche Art mich die Geister und Dämonen von Tejakula mich dann wieder besucht haben. Ich bin auf jeden Fall für alle Varianten offen und extrem neugierig auf jede Art von Erfahrung.
Danke auf jeden Fall, bis hierher, für euer Interesse an meinen subjektiven Bewertungen und Einschätzungen von ganz und gar persönlichen Erlebnissen. Ich weiß nie ob ich richtig liege, wenn ich versuche Strukturen zu durchschauen, die z.T. über Jahrhunderte gewachsen sind. Im Normalfall liege ich vielleicht völlig falsch mit meiner Deutung. Darum, nehmt mich bitte nicht wissenschaftlich ernst. Ich äußere nur was ich persönlich empfinde. Mehr als 30 Jahre Asienerfahrung reichen einfach nicht aus um alle diese Tore zu öffnen. Ein Westler prallt immer irgendwo ab. Ständig endet der Weg an dieser einen Tür, die sich nicht mehr öffnet. Und da knallt man mit dem Kopf dann manchmal voll dagegen.
  
         bleibt gesund und zufrieden bis zu meiner Rückkehr in die Welt der unbegrenzten Internetz-Möglichkeiten um den 25.FEB (ca.)            euer   Jürgen

Samstag, 5. Februar 2011

Dschungel in der Stadt

Vorläufig letzter Tag in der wunderbaren Stadt

Heute bin zum Fort Canning Park gelaufen, der ganz zentral, mitten in der Stadt liegt.
Viele schweißtreibende Stufen führen auf den Hügel.

Fort Canning Infos Wikipedia

Tor zum Fort Canning

Der Park ist herrlich angelegt. Einige riesige Bäume müssen sogar noch aus dem Primärwald stammen. Eine echte grüne Lunge, die Singapore allerdings sehr viel weniger nötig hat als andere Großstädte in der Region. Es gibt überall kleinere Parks, begrünte Dächer, Gärten und auch weitläufige Rasenflächen. Bei letzteren kann ich mir aber kaum vorstellen, dass es sie im Innenstadtbereich in einigen Jahren noch geben wird. Man sieht und fühlt, dass die Luft hier erheblich besser sein muss als beispielsweise in Bangkok, Kuala Lumpur oder Saigon. Obwohl heute gegen Mittag die ersten Geschäfte wieder geöffnet haben, wirkt die Stadt provinziell. Der Verkehr ist überschaubar, das ständige sinnlose Hupen unterbleibt hier weitgehend. Es muss wohl strafbar sein. Wenn meine Füße nicht müde würden, dann könnte ich in dieser Stadt statt 4-5 auch 8 Stunden unterwegs sein. Singapore ist einfach „angenehm“.
Wer meine Blogs verfolgt hat, der weiß, dass ich z.B. Bangkok sehr mag. Nach einem Tag im Chaos dieser Stadt kann ich allerdings nur sagen „jetzt bin ich geschafft“. Der Lärm, der Schmutz und die Enge haben ebenso was Typisches, Bezeichnendes. Dieses Bangkok-Flair zu erleben, „schafft“ einen eben. Während man im Zentrum Singapores einen angenehmen, ruhigen Tag verbringen kann. Habe mir im Plaza Singapura neue Kopfhörer gekauft. Bei uns sind die zwar billiger, aber die Reise geht noch 2 Monate weiter. Da kann ich nicht warten.
Ach ja, sollte ich wider erwarten einen größeren Gewinn einfahren, dann würde ich gerne im Fort Canning Hotel wohnen. Das herrlich gelegene Hotel sieht aber schon von außen so aus, als ob es wirklich ein Jackpot sein müsste.

Heute war es wieder so weit. Einmal süchtig – immer süchtig. Der Käse-Junkie brauchte dringend Stoff. Beim Vorbeigehen an der Käsetheke des Carrefour-Kaufhauses kam der Turkey. Die Beine wurden schwach, die Knie zitterten. Mit der fahrigen Bewegung eines hoffnungslos Abhängigen griff ich in die Truhe und hielt einen Emmentaler in der Hand. Der klebte förmlich in der Hand. Der ging gar nicht wieder raus. Erst als ich die Hand für ein frisches Baguette brauchte, konnte ich die Klammer lösen. Und so hockte ich dann einige Minuten später im Istana Park, zwischen Gitarre klimpernden Jugendlichen, und mampfte mit absolutem Hochgenuss und verdrehten Augen meinen Lunch des Tages.   


Straßenmusiker in der Queen Street

Freitag, 4. Februar 2011

Imposantes Gebäude



Habe heute, bei meinem 4-stündigen Citybummel, mal wieder ein Glanzstück der Gebäudearchitektur entdeckt. Die Lasalle-Kunsthochschule. Das Haus sieht fantastisch aus. Es gibt innen kaum senkrechte Flächen, alles ist verschachtelt, in Wabenstruktur, mit Stahl und Glas und einem Überdach über dem Atrium.
Man kann in die Räume sehen, und die verschiedenen Arbeitsbereiche der Studenten erkennen. Im 2. Stock sehe ich den Aufbau eines kompletten Gamelan, daneben Malereiarbeiten, Bildhauerei usw.
Hier muss das Studieren wirklich Spaß machen.



Infos zum Lasalle-College-of-the-Arts



Bin heute auf der Orchard gelaufen. Den Weg dorthin, über den Mt. Sophia und den Mt. Emily, fand ich erheblich besser. Da stehen prächtige Appartementhäuser der luxuriösen Art. Mag mir die Kauf- und Mietpreise gar nicht vorstellen. Davon würde es mir sicher eher schwindlig werden als vom Tiger-Bier.
Die meisten Geschäfte waren wegen des Neujahrsfestes der Chinesen immer noch geschlossen. Dennoch strömten die Scharen über die Orchard. Ist wirklich nicht meine Welt. Singapore hat so viele unglaubliche Entdeckungen und Besonderheiten zu bieten. Ich habe keine Ahnung, warum die Besucher aus aller Welt gerade dorthin "müssen", selbst  dann, wenn Shopping nicht möglich ist.

Die Gruppen, die mit riesigen Trommeln und Beckengeschepper die Löwentänze aufführen, werden von  Hotels, Geschäften, Firmen usw. gemietet. Sie fahren mit einem fahnengeschmückten Pick Up vor, zeigen ihre Vorführung, und verschwinden wieder. Hat man dafür Geld ausgegeben, ist das Glück im neuen Jahr fast sicher. Die Kopfmänner im Löwen werfen auch Artikel aus dem Löwenmaul. So wie ich es gesehen habe mit Bezug zum Geschäft. Bei einem Restaurant Obst und Gemüse, bei einem Hotel - nein, keine Betten - Glückskekse fürs Personal.



Donnerstag, 3. Februar 2011

die Kehrseite vom Budget-Travel

Stelle am Abend fest, dass auch in Little India - ohne Bezug zum Chinesischen Neujahr - die Preise erhöht wurden. Das TIGER Bier ist 0,50 $ teurer an diesem Tag, weil die Betreiber des Ausschanks Chinesen sind. FROHES NEUES JAHR !
Zur Kostendämpfung meines tief in den roten Zahlen dümpelnden Budgets, das ich nur noch durch das kostenfreie Wohnen im März in Sri Lanka retten kann, esse ich heute beim Imbiss-Inder an der Ecke. Und das war, im Nachhinein betrachtet, wirklich kein Genuss. Beim Mutton-Keema fehlt die Schärfe, das Naan trieft vor Fett, und die Stücke vom Tandoori-Chicken werden zum Aufwärmen ins Friteusenfett gehängt. Mit dieser ekelhaften Kost werde ich für 6,-EUR satt. Der Besuch der Toilette treibt mir das fettige Essen aber noch einmal ganz weit nach oben, weil ein vollgekotztes Urinal penetranten Reizduft verströmt. Eigentlich wäre jetzt der Augenblick für was Hochprozentiges. Magenbitter, oder so was. Bisher hatte ich noch kein Verlangen danach, aber jetzt....  Allein wegen der desinfizierenden Wirkung.
Morgen ist ein neuer Tag. Und der Koch für mein Abendessen ist dann garantiert auch ein anderer.

zu Fuß durch die ausgestorbene Löwenstadt

Raffles Boulevard mit Singapore Flyer


im menschenleeren Bankenviertel

Raffles Place, wie nach einem Giftgasangriff


Heute bin ich fast 5 Stunden zu Fuß in der Löwenstadt unterwegs. Ohne eine Abkühlung in einem Shopping-Center, denn die sind alle geschlossen. So wie heute erlebt man Singapore vermutlich wirklich nur an diesem einen Tag im Jahr, dem Chinesischen Neujahr, mit Stadtansichten wie in einem Katastrophenfilm. Selbst die Food-Center sind geschlossen. Gegen 11 Uhr fürchte ich schon, dass es bis zur Rückkehr in den Stadtteil der Inder nichts zu beißen geben wird. Gleich hinter dem Peoples Park, im S11 Restaurant, bekomme ich aber eine wunderbare Laksa serviert. Statt wie üblich 3,- kostet sie mit Feiertagszuschlag heute 4,-$, aber 2,-EUR ist diese herrliche Köstlichkeit immer wert.

War Memorial
Die Stadt Singapore begeistert mich, wie schon bei all den vielen Besuchen vorher. Heute bietet sie mir zusätzlich die kaum vorstellbaren Perspektiven einer fast menschenleeren Großstadt. Nur an roten Ampeln sammeln sich manchmal wenige Autos, sonst sind die Straßen leer. Seit meinem letzten Besuch hier, sind inzwischen mehrere Jahre vergangen. Freie Plätze, die ich in Erinnerung hatte, sind bebaut. Wie immer in Singapore, mit architektonischen Prunkstücken. Man hat dem Meer riesige Flächen abgerungen. Wo man früher auf das Meer blickte, steht heute der imposante Bau des Marina Bay Sands, mit einem 150 m langen Swimmingpool in der schwindelnden Höhe von 200 m.
Esplanade und Marina Bay Sands

Koloniales Gemäuer, das schon ziemlich heruntergekommen war, ist aufs Feinste restauriert und erstrahlt vermutlich schöner, als zur Zeit des Stadtgründers Sir Stamford Raffles vor 200 Jahren. Viele der Stufen unter den Vordächern der alten chinesischen Warenhäuser wurden eingeebnet. Man läuft bequem in Singapore. Hier kann man sogar in die Gegend schauen, ohne Gefahr in ein Loch zu fallen. Im großen und ganzen sieht es derzeit so aus, als sei man gerade einmal fertig mit allen Großbaustellen. Eine Seltenheit in Singapore und ganz bestimmt nicht von langer Dauer.
In einem Ecklokal, an der Ecke Verdun-Kitchener Rd., habe ich mal wieder Gelegenheit mich mit einem chinesischen Singaporeaner zu unterhalten. Ich frage ihn, ob das multikulturelle Gemeinschaftsleben in SIN vielleicht deshalb so gut funktioniert, weil alle gleichermaßen stolz sind auf „ihr“ SIN. Das ist nämlich meine ganz persönliche Erklärung für den Erfolg, den die gemischte Bevölkerung mit ihrer Stadt hier hat. (Man stelle sich vor, die in Deutschland lebenden Türken, Italiener, Griechen, Kurden, Kroaten usw. hätten alle einen gesunden Nationalstolz für „ihr“ Deutschland entwickelt und würden die eigene Herkunft nur noch als Nebensache betrachten). Mein Gesprächspartner überlegt eine Weile und meint, dass es so sein könnte. Allerdings gäbe es aber auch Chinesen, denen beim Anblick dunkelbrauner Haut die Mundwinkel nach unten fielen. OK, die gibt es sicher, aber ich habe hier in Little India auch schon viele gemischte Freundesgruppen gesehen. Da wird gescherzt, gelacht, sich umarmt. Vielleicht wird diese neue Generation noch erfolgreicher.
Der Nationalstolz der Singaporeaner ist sicher teilweise staatlich verordnet. Die Schule beginnt mit Flaggenparade und dem Absingen der Nationalhymne. Die gemischten Belegschaften von Firmen treten bei besonderen Anlässen geschlossen auf. Wenn so etwas im Ergebnis dann aber dazu führt, dass sich alle Ethnien gleichwertig fühlen und für den Erfolg ihres Staates eintreten, dann hat man etwas erreicht, wovon man in der Integrationsdebatte in Deutschland nur träumen kann. Wenn jeder Bürger, unabhängig vom Migrationshintergrund, den Aufschwung seines ‘Tigerstaates‘ Jahr für Jahr persönlich spüren kann, dann muss man mit seiner Gesinnung nicht nach rechts rücken um diese Art von Nationalstolz gut zu finden. Ob dieser Mehrwert tatsächlich bei allen ankommt, kann ich schlecht beurteilen. Allerdings ist die Kritik am System hier weit weniger ausgeprägt als bei uns in Deutschland und ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute es nicht wagen frei zu sprechen.  

Info über politische und wirtschaftliche Daten Singapores

Touristen wo seid ihr?  Clarke Quay

einsamer Pkw an der Ampel Hill Street-North Boat Quay

Mittwoch, 2. Februar 2011

Abend mit feinem indischen Essen

Ich gönne mir am Abend ein indisches Restaurant. Hariyali Chicken Tikka, Saag Paneer und Reis - das wird teuer. Habe den Preis schon um 25% drücken können, weil ich im Erdgeschoss Platz nehme und nicht in der 1. Etage, wo die Lifemusik läuft.
Anschließend, im Eckrestaurant an der Straße, fliegt ein besoffener Inder über zwei Tische. Sein "Freund" schaut zu. Später fordert er seinen Kumpel auf mitzukommen, aber der ist so voll, dass er das kaum mitbekommt. Darum torkelt er alleine von dannen. Als der Volltrunkene die aussichtslose Lage begreift, taumelt er seinem Kumpanen hinterher und steht völlig hilflos an der Straße. Ein Chinese, der wie ich den Vorgang beobachtet hat, schüttelt verächtlich den Kopf und meint:  und das sind "Freunde"!
Anschließend unterhalten wir uns noch eine ganze Stunde über das Singapore-System. Wir dikutieren Für und Wider. Am Ende habe ich ein paar Pro´s mehr gefunden als er, aber ich muss hier ja auch nicht leben. Er selbst sagt von sich, dass er ein einfacher Mann sei, wenig gebildet. Seine Kinder hätten aber Luxuswohnungen, sind Rechtsanwalt und leitende Angestellte. Die Aufstiegsmöglichkeiten können demnach in SIN nicht so schlecht sein, denke ich mir. Sein größtes Problem hat er mit den ständigen Veränderungen. Er zeigt auf die turmhohen Residenzen und Shopping-Malls im Umkreis und sagt, was vorher einmal dort gestanden hat, und noch davor. In Singapore reißt man auch relativ junge Bauten wieder ein, wenn man sich weiter verbessern kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob so ein Gebäude 40 Stockwerke hat.

Info zur Bevölkerung von Singapore

Ein Tag in der City

Artikel der Konr. Adenauer Stift. über die Lage der Bevölkerung in Singapore


Was den Straßenverkehr angeht, da ist Singapore auch heute, bei Tage, ein Dorf. Selbst wenn ich das reichhaltige Angebot an Ampeln, Über- und Unterführungen nicht nutze, komme ich doch bequem über jede Hauptstraße. Ich fahre zuerst mit der MRT von Farrer Park, im nördlichen Little India bis nach Chinatown. Der Fahrpreis ist mit 2,40 $ (1,20 EUR) ungefähr 4 x so teuer wie eine vergleichbare Strecke in Bangkok. Ähnlich geschockt bin ich vom Preisunterschied, als ich bei Swennsens ein Eis esse. Die Qualität ist ebenso gut. Die Portion meiner Lieblingskreation "Gold Rush" ist hier aber auf die Hälfte ihres Thaiformates zusammengeschrumpft. Dafür hat man den Preis dann allerdings gegenüber Thailand verdoppelt.
Bambusgestecke als Glücksbringer zum Chinesischen Neujahr


In einigen Stadtteilen wird aufgerüstet für das Chinesische Neujahrsfest. Die meisten Kaufhäuser sind morgen ganztägig und übermorgen bis zum Nachmittag geschlossen. Alles steht im Zeichen des Karnickels, denn das neue Jahr wird das Jahr des Hasen. Schade, da ich im Jahr des Drachen geboren bin, hätte ich gerne die Zeremonien für Drachen miterlebt. Die für die Mümmelmänner interessiert mich eigentlich nicht so sehr.

Dienstag, 1. Februar 2011

Abend in Little India

Royal India Hotel - Little India - Singapore

In meiner Einzelzelle habe ich es nicht sehr lange ausgehalten. Ich bin nicht verwöhnt oder wählerisch, aber die "Haftbedingungen" sind so, dass man wirklich nur zum Schlafen im Raum sein möchte. Die Ausmaße der "Einzelzelle" im Hotel Royal India sind beängstigend und sicher nicht geeignet für Klaustrophobiker. Öffnet man die Tür, dann sind es 1,5 Schritte bis zum gegenüberliegenden Bett. Das wiederum verstellt mit der Bettlänge die gesamte Breite der Wand dahinter. Zusammen mit dem Bad habe ich hier weniger Fläche, als ich sie im Cili Emas auf Bali alleine nur mit dem Bad hatte. Um so erstaunlicher ist es, dass TV, AC, Telefon, ein Minitischchen und ein Schränkchen irgendwie noch untergebracht wurden. Das drahtlose Internet ist ziemlich schnell und kostenfrei. Das Gleiche gilt für die Krabbeltiere, die Minikakerlaken, meine Mitbewohner. Offenbar werden sie bekämpft, so dass sie über das Babystadium nicht hinaus kommen.
Beim Bummel durch das abendliche Little India, das ich von früheren Besuchen her nur bei Tage kenne, fallen mir drei Dinge besonders auf.

1.) Singapore erscheint mir wie ein Kurort. Nach Bangkok, Chiang Mai, Saigon, und den diversen Städten auf Bali, haben wir hier den Straßenverkehr eines Provinzörtchens. Man kann über jede Straße schlendern, ohne vom Verkehrsstrom platt gewalzt zu werden. Das beispielhafte Netz öffentlicher Verkehrsmittel, die perfekte Straßenplanung und die enormen Kosten für Fahrer, die in der Innenstadt unterwegs sein wollen, zeigen Wirkung.

2.) In diversen Gassen, denen man es bei Tage nicht ansieht, sind Rotlichtviertel. Die dort tätigen Damen würde ich dem Typus "Hausfrau" zuordnen, indische Schönheiten sieht man nicht.

Vegetarierparadies
3.) Ich muss nach Restaurants suchen, in denen ich zum Essen auch ein Bier bekomme. Es gibt sie, meist sind es teure Läden, die zu Hotels gehören. Die Restaurants an der Straße sind überwiegend vegetarische Inder mit unterschiedlicher regionaler Herkunft, aber immer ohne Alkoholausschank. Es gibt natürlich auch Bierkneipen. Auch Inder saufen, das kann man hier wunderbar beobachten. Aber meist nur versteckt in Nebengassen und häufig sind diese Kneipen ohne Küche. Wenn doch, dann aber "sehr rustikal". Die Chinesen haben es da einfacher. Die saufen ganz offen und haben schon in der Frühe stattliche Flaschensammlungen auf manchen Restauranttischen stehen.

Ein junger Mann aus Nepal fragt nach meinem Namen. Er will mir zeigen, wo man gemütlich Bier trinken kann. Die Schuppen in den Puffgassen seien keine guten Orte. Klar, denke ich, wir gehen Bier trinken, aber ich bezahle am Ende. Er erkennt meine Gedanken. Nein, ich müsste auch nicht bezahlen, er würde mich einladen. Da lehne ich dankend ab. Die Nepalis arbeiten hart in Singapore, daher ist das Angebot überwältigend. Aber wie komme ich mir dann vor? Ich gehe in ein Food-Center und trinke zwischen laut krakelenden, angetrunkenen Chinesen noch ein TIGER-Bier. Damit ist der Freigang beendet und ich muss zurück in meine Zelle im Royal India Gefängnis. Wohnraum ist eben teuer in Singapore. Für 35,- EUR kann man da nicht mehr erwarten.

Typische Bali-Geschichte

Nachdem wir uns eine Weile unterhalten haben und der Taxifahrer von mir weiß, dass ich mich für den Gamelan Beleganjur interessiere und ein Buch geschrieben habe, in dem die Majapahit-Zeit auf Bali eine Rolle spielt, erzählt er mir seinerseits noch typisch Balinesisches. Ob ich schon was von den magischen "Kris" (keris = Dolch) gehört hätte, fragt er. Hab´ich natürlich. Sogar schon die wildesten Geschichten über die Macht, die diese Dolche besitzen sollen. Er meint, dass der Kris mit der größten Kraft dem Gouverneur von Bali gehört. Und der stamme aus dem Majapahit-Reich. Nein, nicht der Gouverneur, der Dolch natürlich. Ein weiterer, der in Singaraja aufbewahrt wird, sei aber auch nicht ohne. Zu bestimmten Zeiten würde aus manchen Stellen der Klinge dieses Kris Dampf aufsteigen. Ich bin nunmal eher ein Skeptiker, was solche Dinge betrifft, auch wenn äußerst vernünftige Leute mir mehrfach, und unabhängig voneinander, über diese Kris-Wunder berichtet haben. Dr. Frans z.B., ein ehemaliger Geschäftspartner auf Bali, hat es mit eigenen Augen gesehen, wie ein böser Mensch wie von Geisterhand an die Wand geschleudert wurde, als er den Raum betrat in dem ein ganz besonders machtvoller Kris aufbewahrt wurde. Alles Märchen? Dann auf jeden Fall aufregendere als Madonnen die weinen oder Christusfiguren die aus der Hüfte bluten.
Mit dieser kurzweiligen Unterhaltung ist der Flughafen schnell erreicht. Der Air Asia-Flug nach Singapore hat 45 Min. Verspätung. Ich muss 120.000 (10,-EUR) für das Aufgeben meines Rucksacks bezahlen, denn ich war bei Buchung davon ausgegangen, dass ich diesen Abstecher nur mit Handgepäck mache.

Clarke Quay - Singapore

Montag, 31. Januar 2011

was bleibt ?


Bali hinterlässt nach 2 Monaten einen wahrhaft zwiespältigen Eindruck. Ich habe die Insel noch nie zuvor so intensiv erlebt wie bei diesem Aufenthalt. Ich habe geheimnisvolle Dinge erfahren, in der Nacht, mystische, völlig unbekannte Ritualgesänge gehört, konnte tiefen Einblick nehmen in die Lebensgewohnheiten einiger Balinesen. Andererseits habe ich auch furchtbare Geschichten gehört. Geschichten von all diesen üblen Dingen, die Leuten widerfahren die hier leben. Sie sind oftmals begründet in dem unvorstellbar korrupten System der indonesischen Gesellschaft. Für jede Leistung eines Offiziellen wird bezahlt. Der Staat „hält“ sich mehr oder weniger die Personen für eine staatliche Struktur, alles andere überlässt man den Personen selbst. Es gibt Gesetze, die Demokratie vorgaukeln, aber sie werden von niemandem kontrolliert. Wer genug bezahlt, der kauft sich ein auf ihn zugeschnittenes Gesetz. Oder, wie es jemand umschreibt der schon lange hier lebt und den ich kennenlernen durfte: „Sie machen dir alle Probleme die sie nur machen können und dann verkaufen sie dir sehr teuer die Lösungen dazu.“ Das trifft es auf den Punkt. 
Bali ist hinduistisch geprägt, aber die bestimmenden Muselmanen in der indonesischen Gesellschaft wirken auch bis hierher. Staatsgesetze sind moslemisch definiert. Das Absingen von Weihnachtsliedern wurde aktuell nun auch für Bali verboten. Bisher war es Tradition, dass alle Religionen gerne die Feste der jeweils „anderen“ mitnahmen. Feiertage waren grundsätzlich multikulturell. Derartige Ausgrenzungen kann sich im Normalfall kein Staat leisten, der ökonomisch erfolgreich sein will. Aber wenn an jedem dritten Tag, wie auf Bali, ohnehin eine wichtige Zeremonie es nicht erlaubt einer geregelten Arbeit nachzugehen, dann spielt das keine Rolle mehr. Es gibt keinen Termin der nicht kurzfristig abgesagt werden könnte wegen einer notwendigen „Zeremonie“. Selbst bei Behörden oder Ministerien vorgeladene Offizielle aus der Regionalpolitik sagen mit dieser Begründung ab. Und die übergeordnete Behörde akzeptiert. Man weiß dort ja nicht ob es ein Vorwand ist oder eine Tatsache. Den Vorwand auch nur anzunehmen würde eine ungeheure Brüskierung des Betroffenen bedeuten.
Doch, um wieder weg zu kommen von den üblen Seiten dieser Gesellschaft, die saubere kann sich ja offenbar gut arrangieren damit, bleiben die Menschen in den unverdorbenen Landesteilen ein wunderbares Elexier für die Seele. Sie sind nicht nur optische Schönheiten unserer Gattung, sondern auch in ihrer freundlichen und ehrlichen Art kaum zu übertreffen. Unredlich wird man offenbar erst dann, wenn man ausreichend Kontakt zur westlichen Welt hatte. Das müsste uns doch ernsthaft zu denken geben. Erst das Aufeinandertreffen mit dem westlichen Lebensstil, mit der Art mit Geld und Gut umzugehen, bringt im Grunde unverdorbene Menschen dazu unredlich und unehrlich zu werden. Mit diesem Import schaffen wir es u.a., aus Fischerjungen Diskotypen zu machen, aus Reisbauern penetrante Taxifahrer, aus Dorfmädchen Huren.
Tourismus ist, wenn so ausgeübt wie in 99 % aller touristischen Ziele in den Entwicklungsländern dieser Welt, ein großes Übel. Er ist niemals von nachhaltigem Vorteil für die bereiste Bevölkerung. Jede Bereicherung durch ihn ist ausschließlich vordergründig und nicht von Dauer. Indonesien hat mit Vulkanausbrüchen, Tsunamis, Terroranschlägen und Anreiserouten über Krisengebiete zu kämpfen. Jeder einzelne Aspekt wäre schon geeignet den Tourismus für lange Zeit lahm zu legen, wie in der Vergangenheit ja auch bereits geschehen. Das beweist, wie wenig nachhaltig Einkommen aus Touristikgeschäft hier ist. Jegliches lokale Geschäft ist unbedingt vorzuziehen.  

im Hintergrund: Sus Cottage - Legian
                     

Sonntag, 30. Januar 2011

der Trubel von Legian

Das touristische Bali hat mich wieder. Sitze zu den Internetsitzungen im "Corner 66" an der Double Six, einer der vielen Tourimeilen in Legian. In dieser Region wohnen viele Aussteiger aus allen möglichen Ländern. Ein buntes Völkchen, welches leicht von den nur kurz verweilenden Urlaubern zu unterscheiden ist. (Die Aussteiger sind meist nicht so braun und verbrannt wie die Urlauber).
Hier im Süden ist es einige Grad wärmer als im Norden der Insel. Es geht laut zu. Von Seiten der lokalen Anbieter aufdringlich und die Urlauber benehmen sich geschmack- und respektlos. Aber so ist es scheinbar   überall auf der Welt, wo diese Spezies in Scharen auftaucht. Noch Kilometer vom Strand entfernt ziehen die Gäste derart sparsam bekleidet durch die Stadt und die Restaurants, dass man sich ernsthaft fragt, ob die ihr Geld im Mund aufbewahren oder vielleicht in den Anus drehen. Bei Wechselgeld müssten sie die Reihenfolge dann besser genau kontrolliert verfolgen!

Samstag, 29. Januar 2011

Baliseife ist beliebt

Nach 4 Monaten Reise und diversen Stationen hat man mir in Ubud zum ersten Mal etwas gestohlen. Das ist um so unglaublicher, als dass es sich um ein einfaches Stückchen der wunderbaren Baliseife handelt.
Meine Seifendose war bestückt mit 5 Reststückchen weißer Hotelseifen und mit einem roten Stück Baliseife. In manchen Homestays gehört Seife, Handtuch oder Toilettenpapier nicht zur Ausstattung, da muss man vorbereitet sein. So auch in Ubud. Da ich mich zuvor noch mit dem Stück roter Baliseife gewaschen hatte, gab es auch keine Erklärung für einen natürlichen Schwund. Nach dem Abendessen in der Pizza Bagus war genau dies rote Stück nicht mehr in der Seifendose oder sonstwo im Bad. Ich bin natürlich froh, dass MacBook, I-Pod, Ixus-Camera, usw. offenbar uninteressant waren für den jungen Roomboy aus Kintamani, dessen Namen ich jetzt mal nicht nenne. Es bleibt aber unerklärlich, dass so ein Junge wegen eines Stückes Seife zum Dieb wird.

Eingang zum Flashbacks


Werde jetzt meine Sachen packen und das Flashbacks in Sanur bis zum 06.FEB wieder verlassen.
Trotz des Ausbruchs des Bromo Vulkans auf Java scheinen nun die Flüge wieder planmäßig zu verkehren. Meinem Abstecher nach Singapore steht nichts mehr im Wege. Vorher stürze ich mich noch 3 Tage in den Trubel von Legian.

Freitag, 28. Januar 2011

Essenz bis hierher

Cili Emas Resort - Tejakula


Wenn der Spruch stimmt, dass die Welt einem genau so viel zu bieten hat wie man ihr, dann muss ich für die Welt ein verdammt interessantes Objekt sein. Auch auf dieser Reise, obwohl sie noch nicht am Ende ist, hat sie mich wieder reich beschenkt mit sehr vielen Eindrücken, Erkenntnissen und Erfahrungen. Die Seele Asiens erschließt sich mir für ein weiteres, winziges Stückchen. Tägliche Gespräche, das hautnahe Miterleben von diversen Problemen vor Ort, und der uns oftmals sehr fremde Umgang damit, eröffnen neue Sichtweisen darauf, wie ein balinesischer Indonesier tickt. Aus der Essenz von allem Erlernten erhoffe ich mir am Ende ein ganz kleines Tröpfchen Weisheit.     
Bin heute seit 6 Wochen zum ersten Mal wieder in einem stabilen Netz, so dass ich den Blog mit nachgetragenen Einträgen seit 14.12.10 weiterführen kann. Bin gestern wieder über die Kintamani-Route über den Batur Richtung Süden gefahren. Und zwar fernab der 5 oder 6 Hauptrouten Nord-Süd, sondern etwas abweichend und wirklich "über die Dörfer". Die Touristen stoppen an schönen Aussichtspunkten bei Reisterrassen. Ich bin ca. eine Stunde lang auf kleinen Wegen mitten durch die Reisterrassen gefahren. Man war mancherorts sichtlich erstaunt, einen hellhäutigen Menschen mit Bart zu sehen.
In Ubud fand ich einen akzeptablen Homestay Bungalow für umgerechnet 8,- EUR mit Frühstück. Nach 6 Wochen Superküche mit ausschließlich gesundem Essen verlangte mein Körper nach etwas wirklich Ungesundem. Und so habe ich mit Hochgenuss die wunderbare Pizza Tirolean in der Pizza Bagus gefuttert. 
Bei der Abfahrt heute früh eierte mein Moped ungewohnt seltsam. Aus dem Hinterrad war reichlich Luft entwichen. Also war Reifenkontrolle bei der nächsten Werkstatt angesagt. Im Reifen steckte ein Nagel.
Schlauchwechsel in 5 Minuten: 35.000 IDR = 3,- EUR inkl.Schlauch.
So, und nun sitze ich mal wieder im Flashbacks in Sanur. Werde gleich weiter nach ungesundem Essen fahnden. Aber vorher müssen die Latschen geklebt werden. Habe mir schon Super-Kleber besorgt.
Irgendwie schaffen es auch hochwertige Sandalen nicht, eine Reise mit mir zusammen zu durchlaufen.
"Durchzustehen" kann ich ja nicht sagen. Das würden sie sicher schaffen. 

Mittwoch, 5. Januar 2011

Spirits in the night

Am Nachmittag hatte Madé, der technische Verwalter des Cili Emas Resorts, eine der beiden LED-Leuchten über meinem Bett ausgetauscht. Genau die, die direkt über meinem Kopfkissen für Leselicht sorgt, hatte ihren Lampengeist aufgegeben. Als ich am späten Abend ins stockdunkle Zimmer gehe mache ich den Test. Meine Hand tastet zum Kippschalter an der Wand. Beide Strahler geben Licht, und ich kann noch etwas lesen.
Cili Emas Garten bei Nacht


Mitten in der lauen Nacht werde ich wach. Die lautstarken, abwechselnd ablaufenden Quakprogramme der unzähligen Frösche dringen nur gedämpft bis zu mir durch. Vor dem Einschlafen hatte ich mir noch die Ohrstöpsel in die Ohren geschoben. Ich muss auch nicht, wie üblich, zur Toilette und weiß eigentlich gar nicht warum ich wach geworden bin. Ich liege auf dem Rücken.
Im nachtschwarzen Zimmer geht mein Blick nach oben unter den Himmel des riesigen Mosquitonetzes über dem ebenso riesigen Bett als plötzlich die Lampe über mir für etwa eine Sekunde lang hell aufleuchtet. Wackelkontakt?
Ich überlege, wie so etwas möglich sein kann. Denn immer, wenn ich den Schalter betätige, gehen zwei Lampen an. Wie kann es also sein, dass nun nur eine davon leuchtet? Müssten bei einem Kontaktfehler die zusammen geschalteten Leuchten nicht beide angehen? Begriffe fliegen durchs Hirn. Parallelschaltung – Reihenschaltung. Mein begrenztes Wissen im Fachgebiet Elektrik lässt mich keine schlüssige Antwort finden.
„OK“, denke ich resignierend, „wir sind hier auf Bali. Das ist die Insel der Götter, Geister und Dämonen. Jeder Balinese glaubt hier mit tiefster Überzeugung an Geister. Das gesamte Leben der Menschen ist einzig und allein daran ausgerichtet. Also, versuche ich es einfach auch mal auf diese Art.“
Ich lege die Hände vor der Brust zusammen und formuliere in Gedanken meine Begrüßung:
„Hallo, Du netter Dämon. Bist Du gerade durch das Licht hier herein gekommen? Schön, dass Du da bist. Bei der Gelegenheit, Kumpel, ich bin noch eine Weile auf der Insel unterwegs, auch mit dem Moped. Würdest Du da bitte ein wenig auf mich aufpassen?“
Schon im gleichen Augenblick entschuldige ich mich aber unverzüglich für das schnodderig daher gedachte Wort ‘Kumpel‘ und bezeuge meine gedankliche Hochachtung und Ehrerbietung. Ich mache mich vor ihm klein und entschuldige mich unterwürfig für die unbedachte Missachtung der machtvollen Überlegenheit eines Dämons.
Bis auf die Nächte in denen Sturm und Regen ums Haus peitschten schlafe ich ausgestreckt auf dem Bettlaken ohne mich zuzudecken. Die Nächte sind nicht kalt, und ich friere nicht. In diesem Augenblick aber fühle ich, wie meine Haut ganz plötzlich abkühlt. Dann ziehen mehrere Wellen Gänsehaut hintereinander über den gesamten Körper.
„In Deiner Nähe scheint es verdammt abzukühlen, mein guter Dämon. Bist Du vielleicht oben vom Berg?“ denke ich und drehe mich auf die Seite. Als ich die Augen gerade wieder schließen will kommt mir noch ein Gedanke. Sollte es wirklich mächtige Geister, Dämonen oder wie auch immer benannte Geistwesen geben, die in der Lage sind, solch eine merkwürdige Abfolge von Unerklärlichkeiten auszulösen, dann frage ich einfach mal nach einem Beweis. In Gedanken spreche ich den vermeintlichen Dämon noch einmal an.
„Würde es Dir etwas ausmachen, mir Deine Echtheit zu beweisen? Ich bin kein Balinese, weißt Du, mir fällt es nicht so leicht an Euch zu glauben. Also, wenn Du jetzt gehst, dann mach doch bitte dieses eine Licht noch einmal an.“
Gedanklich an mich selbst gerichtet füge ich noch an: Jetzt drehst du aber langsam wirklich durch, Kollege. Vielleicht solltest du doch nicht so lange alleine reisen. Dabei blicke ich wieder nach oben und sehe, wie die Lampe über mir wieder kurz hell aufleuchtet. Etwas schwächer als beim ersten Mal, aber sie hat eindeutig gestrahlt.
Wie elektrisiert bleibe ich, mit den Augen auf die Lampe fixiert, liegen. Ganz klar, wenn das tatsächlich ein Wackelkontakt ist, dann wird das An und Aus vermutlich die ganze Nacht so weitergehen. Jetzt will ich es wissen. Nach unendlich erscheinendem, etwa 30 bis 40 Minuten andauerndem, krampfhaftem Starren auf die Lampe, schlafe ich ein. Das Licht ist nicht wieder aufgeflackert. 

Mittwoch, 15. Dezember 2010

wen die Geister lieben

Bali wird die Insel genannt, die die Götter lieben. Die müssen hier aber auch die Menschen sehr lieben, denn an kaum einem anderen Ort der Welt wird ihnen so viel Respekt und Beachtung zuteil wie hier. Man sieht die Opfergaben an den Straßen, an den Altären in Gärten und Häusern, an Steinen und Bäumen, an schönen Ausblicken, und an Feldrändern. Überall bezieht man die Geistwesen mit ein. Man denkt an sie. Sie sind in der Vorstellung der Balinesen ungeheuer wichtig, denn sie entscheiden über Wohl und Wehe der Menschen, und müssen freundlich gestimmt werden.
Manchmal melden sich die Götter und Geister auch zu Wort. Dann fahren sie in die Menschen, die sie für geeignet halten, und geben sich zu erkennen. Ein solches Medium dient dann quasi als Lautsprecher für den Geist und verkündet, mal mehr und mal weniger verständlich, den Willen des Geistwesens.
Großer Bale im Cili Emas - Restaurant
     
Madé, ein besonders liebes und freundliches Mädchen aus dem Personal des Cili Emas Resorts, sackt plötzlich in der Küche neben ihrer Kollegin zusammen. Sie sagt noch, dass es ihr schwarz vor den Augen würde. Dann liegt sie wimmernd und schluchzend auf dem Boden. Ein Helfer trägt sie zum Sofa. Sie krümmt und windet sich, weint mal lauter und wimmert mal leiser. Den beteiligten Zeugen des Vorgangs vor Ort ist sofort klar, dass  etwas Spirituelles die Ursache sein muss, für mich sieht es aus, als habe sie sich in der Küche verletzt. Für das Mädchen ist es nicht das erste Mal, dass sie in diesen Zustand gerät. Menschen, die die Gabe besitzen als Empfänger für die Geister dienen zu können, sind üblicherweise dazu bestimmt Priester zu werden. Nach etwa 10 Minuten sitzt das Mädchen etwas benommen auf dem Sofa, ihr Vater ist gekommen. Sie lächelt schon wieder und beginnt damit den Tisch für das Abendessen einzudecken. Vom Zustand ihrer Trance weiß sie nichts, sie erinnert sich an nichts aus dieser Phase.

Nach so einem Erlebnis drängt sich natürlich die Frage auf, was für ein Phänomen ist das? Wie kann man es erklären? Ist es überhaupt notwendig, dass man immer für alles eine Erklärung haben muss, oder kann man nicht einfach hinnehmen, dass es so ist?
Weltweit werden Zustände dieser Art von Menschen erfahren, die sehr eng mit ihrer Tradition und Religion leben. „Gespräche“ mit der anderen Seite kennen wir aus Tibet und Nepal, von den Indianern, den Aboriginies, Menschen aus abgelegenen Bergtälern, und von afrikanischen Stämmen. Es handelt sich in der Regel um eng mit der Natur verbundene Völker, die dieses Eindringen von Geistern in Körper in ihrer Kultur kennen.

Sind die Geister in den Regionen in denen sie ganz besonders geehrt werden eher bereit sich zu zeigen, als beispielsweise im modernen, westlichen Leben, wo sie in den Gedanken der Menschen nicht mehr auftauchen? Warum sollten sie sich auch da zeigen, wo man nicht an sie glaubt? Was hätte das für einen Sinn? Der Person, durch die sie sich offenbarten, würden sie sogar Schaden zufügen, denn die würde vermutlich für verrückt erklärt. Das Fazit dieser Theorie wäre dann: Es gibt diese Geistwelten. Kontakt ist aber nur herstellbar, wenn man fest im Glauben daran verankert ist.

In Kulturkreisen, in denen Geister von Kindheit an zum Leben gehören, wo ihnen in Ritualen gehuldigt wird, wird vielleicht im Bewusstsein der Menschen etwas gepflanzt, dass sie nur glauben lässt, an der einen oder anderen Stelle des Lebens einen Kontakt zur anderen Seite haben zu können. Dieser Glaube ist in Wirklichkeit aber eine Einbildung. Und die ist so stark, dass die betroffene Person es für real hält, was ihr in ihrer  Vorstellung vom Zusammentreffen zwischen Geist und Mensch durch den Kopf fährt. Ich denke dass es möglich ist, dass in einer Gesellschaft, in der ausnahmslos alle von Kind auf die Existenz von Geistererscheinungen für absolut natürlich halten, bestimmte Menschen Bilder aus ihrer Vorstellung so real vor Augen sehen, dass sie fest davon überzeugt sind, ein Teil vom Konstrukt ihres eigenen Geistes zu sein. Sie sehen einen 3-D-Film, in dem sie mitspielen, und zwar so wirklichkeitsnah, dass sie beschwören es sei so und nicht anders tatsächlich geschehen.
Auch die Marienerscheinungen aus katholischer Tradition wären dann dieser Kategorie zuzuordnen. Fazit hierbei: Es gibt die Geisterwelt nicht. Sie ist eine Einbildung, die in den Köpfen der Menschen entsteht, weil sie die Vorstellung davon permanent in ihr reales Leben hinüberziehen und darin einbetten.

mein Schreibtisch im Bale


Ich bin mir nicht sicher, welche Erklärung für mich die plausiblere ist. Eines steht jedoch unbestreitbar fest: Ein in sich ruhender, keinen Gedanken mehr nachjagender, reiner Geist in tiefer Versenkung, ist zu erstaunlichen Leistungen fähig. Er kann Körperfunktionen, wie Atmung, Herzschlag und Hirntätigkeit, auf schier unglaubliche Weise beeinflussen, und er kann in einem einzigen Augenblick tiefster Meditation alle hochkomplizierten Zusammenhänge dieser Welt erkennen, und anschließend in sich schlüssig erklären. Aufgeschrieben füllt dieses blitzartig erkannte Wissen, in einem speziellen Fall, mit Anhängen und Erklärungen zig Bände (Weisheitslehre des Buddha). Warum sollte dieser erstaunliche menschliche Geist nicht auch in der Lage sein, bei bestimmten Personen, und in bestimmten Momenten, die Lücke auszufüllen, die es von Natur aus in den Dingen zwischen Himmel und Erde gibt? Die Frage bleibt allerdings, warum diese Menschen in der Überzahl in hoch religiösen, und/oder naturnahen Gemeinschaften zu finden sind. 

Dienstag, 14. Dezember 2010

Fahrt nach Tejakula

Lake Batur - Blick auf Trunyan

Abfahrt um 8 Uhr. Es ist kühl in Ubud. Ich fahre über die Tampaksiring-Route Richtung Batur Vulkan. Es geht fast eine Stunde lang immer nur bergauf, bis der südliche Kraterrand bei Kintamani erreicht ist. Diesmal ist die große Caldera mit dem See gut zu sehen, die Wolken erreichen mich erst später. Tief unten, am Ostufer des Sees, erkenne ich den Ort Trunyan. Hier habe ich im „Majapahit-Geheimnis“ das geheimnisvolle Ritual am Hof des Königs stattfinden lassen. Die heutigen Einwohnen von Trunyan dulden keine Fremden in ihrem Ort, sie treten ihnen sogar feindselig gegenüber. Vielleicht sind sie immer noch sauer, dass ihnen das Ritual abhanden kam? Meine Phantasie verschwimmt in der Realität, ich ziehe mir den Regenponcho über und fahre weiter.

Gunung Batur - der Vulkan


In den Wolken ist die Nässe dann auch sofort spürbar. Ein leichter Sprühregen begleitet mich auf meiner langen und kurvenreichen Abfahrt zur Nordküste der Insel. An einer Stelle ist Polizeikontrolle. Alle Mopeds werden an den Rand gewunken. Ich habe jetzt wirklich keinen Bock auf so etwas. Ich weiß, dass bei mir alle Lizenzen in Ordnung sind, aber trotzdem würde man etwas finden, um mich bezahlen zu lassen. Ohne zur Seite zu blicken fahre ich weiter. Eine schrille Trillerpfeife trillert hinter mir her, mir ist das egal. Ich gebe Gas, falls doch mal einer noch sein Moped schnappen sollte um mir hinterherzufahren, und sorge für ausreichenden Vorsprung. Im Nebel der Wolken geht es wieder nur langsam weiter. Nach 2 Stunden erreiche ich das Cili Emas Resort. Wo ehemals ein Weg war stehen jetzt Zäune. Ich muss durch den Sand und die Steine des Strandes um zwischen den dicht geparkten Booten bis zum Resort zu gelangen. Nur eine Stunde nach meiner Ankunft öffnen die Wolken in einem Gewitter alle Schleusen, und es rauscht nur so vom Himmel. Ich bin am Ziel. An dem Ort, wo ich nun lange verweilen werde, und mein treuer Begleiter auf dieser Reise ist mit mir angekommen: der Regen.

Montag, 13. Dezember 2010

Große Fußrunde durch Ubud


Es hat sich viel getan in den letzten 10 Monaten. Diverse neue Häuser füllen die Lücken, durch die man vorher innerhalb der Stadt noch in die Reisfelder hinausschauen konnte.
In der Jl. Tebes Saya entdecke ich „Family Home“, ein nettes Guesthouse, mit braunem Brot zum Frühstück, Tee/Kaffe/Keksen über den ganzen Tag, und freiem Internet. Die riesigen Bungalowzimmer gibt es für 350.000 IDR = 28,- EUR. Ich frage, ob es günstiger geht, ich sei regelmäßig in Ubud. Ja, viel, wenn man länger bleibt. Und wenn nicht? Da zeigt sie mir noch ein nettes kleines Zimmer für 100.000,- = 8,- EUR  - Super! Werde beim nächsten Stopp in Ubud dieses GH ansteuern. Ein Gast, der auf der Terrasse sitzt, bietet mir noch an, das moderne Badezimmer in seinem Bungalow anzusehen, er müsse leider in 30 Minuten abreisen. Aber er erzählt noch schnell begeistert von der netten Atmosphäre und den freundlichen Gastgebern.
Die kurze Zeit bis zum Regen um 14 Uhr nutze ich noch für eine kurze Ausfahrt zu den Kunsthandwerksbetrieben. Ich frage, was eine ca. 60 cm hohe Figur des meditierenden Buddha kostet. Diese Arbeit ist nicht aus dem üblichen Vulkangestein, sondern aus Granit, und soll 240 EUR kosten. Geliefert wird das schwere Stück nach ganz Bali.
Bin erst einmal zufrieden, denn ich wollte einfach hören, wie so der erste Preis ist.
Keine 2 Minuten nachdem ich mein Moped im Manik-Cottage abstelle, regnet es wieder in Strömen. Ich will nicht mehr. Soll eine Karriere als Regenmacher beginnen? Selbst in ausgewiesenen Trockenregionen bringe ich den Regen herbei. Mein Freund Bruno rät mir schon per E-Mail, statt eines Mopeds, doch mal ein Boot zu mieten.
Ich fahre morgen ohne weitere Übernachtung durch, bis zum Cili Emas-Resort nach Tejakula. Wenn ich ohnehin immer nur bis Mittag trocken bleibe, dann will ich wenigstens bei den Freunden sein, Spaß haben, und mich unterhalten können.
Und gleich, ganz sicher: Pizza Bagus! 

Sonntag, 12. Dezember 2010

Rückfahrt nach Bali


Früh um 7 verlasse ich Kuta/Lombok. Noch ist es angenehm kühl, der Verkehr ist noch nicht zum kaum abreißenden Strom erwacht. Die Muezzine im überschaubaren Örtchen Kuta, hatten den Tag bereits gegen 4:15 Uhr mit einer Art Wettstreit begonnen, der sich nun fortzusetzen scheint. Die Region zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass allerorts sehr große und neue Moscheen gebaut werden. Vielleicht ist ja, ganz allgemein betrachtet, Seelenheil und Religion auch wirklich wichtiger als neue Straßen. Dann beginnen die gefürchteten Schlammdurchfahrten. Auf vielen Kilometern sind die Wege nach dem Regen tiefer Matsch, oder bestehen aus Kies, Steinen und dem schwarzen, zermahlenen Vulkantuff. Da der Verkehr noch nicht so dicht ist, kann ich mir noch die günstigste Fahrrinne oder Furt aussuchen. Manchmal rutschen die Reifen gefährlich über den seifigen Untergrund. Nach etwa einer Stunde habe ich die kritischen Stellen hinter mir. Mit nur einmal Fragen nach der Richtung erreiche ich den Hafen in Lembar, dreißig Minuten später kommt eine Fähre. Es ist die „Dharma“. Bisher das komfortabelste Schiff, mit dem ich diese Strecke befahren habe. Nach Ankunft nutze ich meine Pole-Position in der ersten Reihe hinter der Ladeklappe, gebe Gas, und fahre der gesamten Mopedmeute erst einmal davon. Nach ca. 15 Minuten Fahrt überholen mich dann die ersten Biker von der Fährüberfahrt.
Die Wolken werden dunkler. Ich will, weg von der Hauptstraße, über Klunkung und Gianyar nach Ubud. In Klungkung, das allerdings als Semarapura ausgeschildert ist, folge ich den Schildern Richtung Gianyar. Dann fehlen die Hinweise. Ich frage einen Mann, der gerade mit der Ausschmückung eines Tempeleingangs beschäftigt ist, und er schickt mich geradeaus. Nach weniger Kilometern stehe ich wieder auf der Hauptstraße, inzwischen regnet es. Jetzt muss wieder genau durch die elenden Baustellen, die ich vermeiden wollte. Da der Regen noch nicht in die Erde eingedrungen ist, staubt es gewaltig, wenn die Lkw´s durchbrettern. Sie schleudern Staub auf die nassen Oberflächen, und ich fürchte, ich könnte einbetoniert werden. Endlich kommt ein Abzweiger nach Gianyar, dann hört es auf normal zu Regnen – es schüttet. Es bilden sich Seen. Aus den Straßen werden Bäche und kleine Flüsse, die sich in rauschender Drehbewegung in die glücklicherweise riesigen Abflusslöcher stürzen. Löcher im Asphalt sind so nicht mehr zu erkennen. Trotzdem werde ich noch rasant überholt. Bei einem Holzschnitzer frage ich noch einmal nach, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Jeder Kilometer zu viel wäre jetzt eine Strafe. Glücklich, es geschafft zu haben, erreiche ich Gucci Guesthouse in Pengosekan/Ubud. Ich begrüße Uli, die Chefin, und frage nach einem Zimmer. Ausgebucht! Ich packe für sie ein Buch aus und schenke es ihr. Da entscheidende Kapitel zum „Majapahit-Geheimnis“ im Gucci GH geschrieben wurden, hatte ich das Gefühl, dass ein Exemplar auch dort hingehört. Zu Fuß suche ich ein Zimmer, und finde etwas im Manik Cottage, nicht weit entfernt vom Pizza Bagus Restaurant, wo ich mich für den anstrengenden Tag mit der wunderbaren Pizza Tirolean belohne. Schwarzwälder Schinken und Gorgonzola, was für ein Genuss für 3,90 EUR. Leider dröhnt der Fernseher ein idiotisches Comic-Ballerprogramm in den Raum.

Samstag, 11. Dezember 2010

Mawun Bay

Mache mich nach dem Frühstück, einem klebrigen Pfannkuchen, auf den ich morgen ganz sicher verzichten werde, auf den Weg zur Mawun Bucht. Der Weg, eine sogenannte „Secondary Road“ ist mal wieder eine harte Belastung für mein Moped und für mich. Aus solchen Secondary Roads besteht das Hauptwegenetz der Insel, die wenigen Hauptstraßen sind, wie ich auf der Fahrt hierher erleben durfte, stellenweise kaum besser. 

Mal sind ¾ der Straßenbreite weggebrochen, auf dem letzten Viertel tiefe Löcher. Jeder entgegenkommende Fahrer brettert auf die einzige Stelle zu, die noch befahrbar scheint, völlig gleich, ob sie sich auf seiner Fahrbahnseite befindet oder nicht. Ein Moped stellt einen sehr hohen Wert dar für den Besitzer eines solchen. Sitzt man darauf, spielt das alles keine Rolle mehr. Ohne Gnade werden die Gefährte durch die bis zu 20 cm tiefen Löcher geprügelt, nur um am Ziel die wenigen Sekunden eher anzukommen, die dann vermutlich ohnedies verdöst werden.

Mawun Bay

Die Bucht ist traumhaft schön, und ich bin in dem riesigen Halbrund, das der breite Strand bildet, der einzige Ausländer. Dafür soll ich für das Parken 3000 IDR bezahlen, aber 0,25 EUR ist mir das auch wert hier zu sein. Der unangenehme Typ nervt allerdings, der erst meine Uhr will, dann meine Sandalen, mir eine unreife Ananas verkaufen möchte, und zu guter letzt soll ich ihm noch eine Cola kaufen. Sorry, nicht mit Onkel Jürgen. Ich biete ihm an, mein Moped zu waschen, dafür würde ich ihm die Cola bezahlen. Aber das möchte er dann doch lieber nicht, denn da müsste er ja sein Nichtstun unterbrechen.
Nach der Rückkehr gehe ich zu Fuß los, um irgendwo etwas zu essen. Unterwegs treffe ich Philipp, der auch zu Fuß unterwegs ist. Wir gehen wieder zum Warung 29. Der Himmel wird schwarz, dann beginnt es kräftig zu regnen. Am Boden werden alle Flächen überflutet. Ich kann an nichts anderes mehr denken als an die Rückfahrt Morgen. Die zu erwartenden Straßenverhältnisse nach diesem Guss machen mir ernsthaft Sorgen. No Risk – No Fun

Mawun