Dienstag, 1. Februar 2011

Abend in Little India

Royal India Hotel - Little India - Singapore

In meiner Einzelzelle habe ich es nicht sehr lange ausgehalten. Ich bin nicht verwöhnt oder wählerisch, aber die "Haftbedingungen" sind so, dass man wirklich nur zum Schlafen im Raum sein möchte. Die Ausmaße der "Einzelzelle" im Hotel Royal India sind beängstigend und sicher nicht geeignet für Klaustrophobiker. Öffnet man die Tür, dann sind es 1,5 Schritte bis zum gegenüberliegenden Bett. Das wiederum verstellt mit der Bettlänge die gesamte Breite der Wand dahinter. Zusammen mit dem Bad habe ich hier weniger Fläche, als ich sie im Cili Emas auf Bali alleine nur mit dem Bad hatte. Um so erstaunlicher ist es, dass TV, AC, Telefon, ein Minitischchen und ein Schränkchen irgendwie noch untergebracht wurden. Das drahtlose Internet ist ziemlich schnell und kostenfrei. Das Gleiche gilt für die Krabbeltiere, die Minikakerlaken, meine Mitbewohner. Offenbar werden sie bekämpft, so dass sie über das Babystadium nicht hinaus kommen.
Beim Bummel durch das abendliche Little India, das ich von früheren Besuchen her nur bei Tage kenne, fallen mir drei Dinge besonders auf.

1.) Singapore erscheint mir wie ein Kurort. Nach Bangkok, Chiang Mai, Saigon, und den diversen Städten auf Bali, haben wir hier den Straßenverkehr eines Provinzörtchens. Man kann über jede Straße schlendern, ohne vom Verkehrsstrom platt gewalzt zu werden. Das beispielhafte Netz öffentlicher Verkehrsmittel, die perfekte Straßenplanung und die enormen Kosten für Fahrer, die in der Innenstadt unterwegs sein wollen, zeigen Wirkung.

2.) In diversen Gassen, denen man es bei Tage nicht ansieht, sind Rotlichtviertel. Die dort tätigen Damen würde ich dem Typus "Hausfrau" zuordnen, indische Schönheiten sieht man nicht.

Vegetarierparadies
3.) Ich muss nach Restaurants suchen, in denen ich zum Essen auch ein Bier bekomme. Es gibt sie, meist sind es teure Läden, die zu Hotels gehören. Die Restaurants an der Straße sind überwiegend vegetarische Inder mit unterschiedlicher regionaler Herkunft, aber immer ohne Alkoholausschank. Es gibt natürlich auch Bierkneipen. Auch Inder saufen, das kann man hier wunderbar beobachten. Aber meist nur versteckt in Nebengassen und häufig sind diese Kneipen ohne Küche. Wenn doch, dann aber "sehr rustikal". Die Chinesen haben es da einfacher. Die saufen ganz offen und haben schon in der Frühe stattliche Flaschensammlungen auf manchen Restauranttischen stehen.

Ein junger Mann aus Nepal fragt nach meinem Namen. Er will mir zeigen, wo man gemütlich Bier trinken kann. Die Schuppen in den Puffgassen seien keine guten Orte. Klar, denke ich, wir gehen Bier trinken, aber ich bezahle am Ende. Er erkennt meine Gedanken. Nein, ich müsste auch nicht bezahlen, er würde mich einladen. Da lehne ich dankend ab. Die Nepalis arbeiten hart in Singapore, daher ist das Angebot überwältigend. Aber wie komme ich mir dann vor? Ich gehe in ein Food-Center und trinke zwischen laut krakelenden, angetrunkenen Chinesen noch ein TIGER-Bier. Damit ist der Freigang beendet und ich muss zurück in meine Zelle im Royal India Gefängnis. Wohnraum ist eben teuer in Singapore. Für 35,- EUR kann man da nicht mehr erwarten.

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