Montag, 1. November 2010

Kurvenreich und steil nach Nordwesten

Straße nach Mae Hong Son

Der Chef ist im Resort. Er kommt aus Bangkok, und man sieht, es geht ihm sehr gut. Im Gespräch erfahre ich, dass er im Jahr oft vier große Reisen unternimmt. Er war schon überall auf der Welt unterwegs, und wir sprechen über Meeresfrüchte in Portugal und Südfrankreich, deutschen und italienischen Wein, Steaks in Argentinien, und die Stadt San Francisco. Im Baan Pai Village wird jetzt überall gearbeitet. Der 01.11. scheint ein Stichtag zu sein. Gärtner setzen Blumen ein, Lieferanten bringen neue Decken, Lampen werden erneuert, und die Küche wird mit Material ausgestattet. Nebenbei bereitet man einen „Steak-House“-Abend mit Western-Musik vor, zu dem alles nur die Hälfte kosten soll. Der Chef gibt dem Personal auch Unterricht, und irgendwie scheinen alle jetzt besser motiviert zu sein. Vielleicht ist es auch Respekt, weil der „Alte“ jetzt da ist. Mein Tisch bekommt heute sogar eine Tischdecke und mein Glas einen Untersetzer. Die Leute arbeiten hier wirklich. Der Ort ist ausgesprochen sauber, ja, eigentlich die gesamte Provinz Mae Hong Son, denn ich bin heute den ganzen Tag durch nahezu müllfreie Regionen gefahren. Ja, diese Fahrt. Es war traumhaft schön. Spannend natürlich auch, denn die verlockend gute Straße, sie ist viel besser als die bis Pai, könnte mich ja wieder mit einem abgrundtiefen Loch überraschen.
Aber die 1095 bis Pang Mhapa (oder Soppong) ist wirklich in Ordnung. Aus den runden Kurven werden Kehren, und die sind enger und sehr viel steiler als bisher. Wenn es in der Innenkurve steil bergauf geht, kommen die kleinen Mopeds an ihre Grenzen. Auch als Alleinfahrer muss ich runter in den 1. Gang. Wer zu zweit über diese Berge will, der sollte sich ein entsprechend starkes Motorrad mieten. Ich habe zwar Leute zu zweit fahren sehen, aber ich halte das für gefährlich. Auf der Passhöhe genieße ich die Rundumaussicht auf die Berge. Alles liegt etwas im Dunst, aber ich weiß, dass die weit entfernten Berge schon in Myanmar liegen müssen.

Pang Mhapa ist ein Marktstädtchen. Auf dem Weg dorthin habe ich die einfachen Dörfer der Landbewohner gesehen. Offenbar Lisu, denn es gab eine Lisu-Lodge in einem Ort. Hier ist man auf Gemüseanbau spezialisiert.

www.cavelodge.com/caving.htm
www.soppong.com/
 Hinter Pang Mhapa sehe ich den Aufstieg zur „Coffin-Cave“. In vielen Höhlen liegen Särge. Ausgehöhlte Baumstämme, die nach Lonely Planet mehrere Tausend Jahre alt sein sollen.
Genaueres weiß man offenbar darüber noch nicht. Ich steige nicht auf, denn man soll Wasser mitnehmen usw., und das ist mir dann doch zu viel des Guten. Ich will Moped fahren und kein Trekking unternehmen. Zurück in Pang Mhapa biege ich auf den Weg zur Lod-Höhle ein. Auf sehr schmalem Asphaltband geht es 8 km durch den Wald, dann gibt es Futterbuden und Tourist-Information, die große Höhle mit den vielen Kammern ist erreicht. Die Frauen unterwegs trugen Tracht. Manche sehr schön anzusehen, andere mit einem Plastikjäckchen darüber – weniger schön. Die Männer tragen hier zumeist diese albernen Camouflage-Militärsachen. Man könnte meinen, das ganze Land sei Kriegsgebiet. In die Höhle gehe ich nicht. Ich habe schon so viele Höhlen und Wasserfälle gesehen, dass mich diese überhaupt nicht mehr reizen. Genug ist genug. Schlendere lieber noch durch eine Markthalle. Dort ist nichts los. Die Leute schauen eher zur Seite, ich werde nicht angequatscht, und höre hinter mir auch nie das Wort Farang, wie sonst so oft. Man ist reserviert, aber das Gefühl, hier zu sein, ist angenehm.   
Am Abend ist große Probeverköstigung neuer Gerichte von Chef und Service und Küchenpersonal. Ich empfehle, das Steak nicht mit dieser dicken Soße zuzuschütten, aber der Chef erklärt mir ehrlich, dass das Fleisch hier nicht so gut ist wie in Europa. Es geht also um das „Verstecken“. Eine Kräuterbutter ‘on top‘ wäre dazu nicht geeignet. Insgesamt werden vier Kreationen probiert, ich werde dazu eingeladen. Leider muss ich ablehnen, denn ich habe schon gegessen und bin satt. Die Angestellten dürfen auch den neuen Import-Wein aus Chile probieren. Warum werde dazu nicht eingeladen?
In Pai werden übrigens T-Shirts verkauft, auf denen in verschiedenen Variationen die 762 Kurven erwähnt werden, die man geschafft hat, wenn man hier ankommt. Ich habe keine Ahnung von welcher Seite das gemeint ist. Aber da ich nun beide Seiten abgefahren bin, und auch wieder zurück muss, werde ich, wenn ich wieder an der Hauptstraße nach Chiang Mai ankomme, ungefähr 4  x so viele Kurven gefahren sein.

Hier gibt es einen kleinen Film von der gefahrenen Strecke. Allerdings scheint der während der Trockenzeit aufgenommen worden zu sein. Bei mir war das Grün viel intensiver:
www.youtube.com/watch?v=7hRcUSb_8r8&feature=related

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