Sonntag, 21. November 2010

aus furchtbarer Vergangenheit in eine ungewisse Zukunft

Smog is in the air

Der Smog hat die Stadt im Griff. Schon der erste frühe Blick aus dem Fenster, noch bevor der Verkehr in den Straßenschluchten so richtig fließt, lässt erkennen, dass es sich bei diesem stickigen Dunst nicht um Frühnebel handelt. Die eindrucksvolle Konstruktion des achtundsechzig Stockwerke hohen Bitexco-Financial-Tower ist nur schemenhaft zu erkennen, obwohl er nur etwa 500 m Luftlinie entfernt steht.

http://en.wikipedia.org/wiki/Bitexco_Financial_Tower

In meiner Jugend gab es wohl kaum eine Nachrichtensendung, in der nicht der Name dieser Stadt genannt wurde, in der wir uns nun befinden. Anti-Vietnamkriegs-Demos in meiner Heimatstadt hatten mich als Mitläufer. Ich habe mit den Studenten "Ho Ho Ho Chi Minh" gerufen, ohne so richtig zu wissen wer und was dieser Mann eigentlich ist, und mit 22 Jahren habe ich in Camp Pendleton/Kalifornien die Zeltstädte der Kriegsflüchtlinge gesehen. Heute wollen wir daher, sicher ein Pflichtprogramm jeder Vietnamreise, das Museum der „Kriegserinnerung“, das War Remnants Museum besuchen und einen Blick in die bittere Vergangenheit des zeitweilig zwangszerrissenen Landes werfen. Nach den Franzosen kamen die Amerikaner. Vietnam erlebte fast ein Jahrhundert in andauernden Kriegen. Die Dokumentation ist ernüchternd, erschreckend, eindrucksvoll. Das abgrundtief Böse eines Krieges wird deutlich. Sicher ist die Ausstellung aus vietnamesischer Sicht gefärbt, auch das hiesige Volk war verroht und bereit zu den grausigsten Foltern. Aber sie waren die Verteidiger, dies war ihr Land. Die Amerikaner wollten den Kommunismus aus Asien fern halten. Sie haben für die Durchsetzung ihres Zieles gemordet, gebrandschatzt und mit dem Einsatz von Chemikalien auch spätere Generationen getötet. Ich war, ohne es genau zu wissen, mit meinen Ho Chi Minh - Rufen vermutlich auf der besseren Seite, damals. Eindrucksvollstes Ausstellungsstück ist für mich der Ordenskasten, mit den an das Museum geschickten Kriegsorden eines US-Sgt. Er gesteht, damals falsch gelegen zu haben und entschuldigt sich beim Volk von Vietnam.



Hinweis: Die realen Bilder des Schreckens sind nicht leicht zu ertragen. Darum ist dieser Link, mit einigen der ausgestellten Fotos, nicht für jeden Blogleser geeignet
www.downtheroad.org/Asia/Photo/3Vietnam_Pictures/3War_Remnants_Museum.htm

Die Hauptpost der Stadt ist ein Schmuckstück!
Wunderbar alt aussehende Telefonzellen sind mit moderner Kommunikationstechnik ausgestattet. Die Halle wirkt wie ein Relikt aus kolonialer Zeit, und über Allem wacht Onkel Ho mit mildem Lächeln.






Zum Abschluss des Stadtrundganges landen wir wieder im Bräuhaus von Lion. Das Bier ist dort wirklich gut. Leider dröhnt und kracht auch heute wieder unbeschreiblich brutaler Hardrock in der Lautstärke startender Düsenjets durch die Halle. Die Betreiber einer Hausbrauerei mit dieser Art Beschallung müssten bei uns ihr schönes Bier alleine saufen.



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