Montag, 31. Januar 2011

was bleibt ?


Bali hinterlässt nach 2 Monaten einen wahrhaft zwiespältigen Eindruck. Ich habe die Insel noch nie zuvor so intensiv erlebt wie bei diesem Aufenthalt. Ich habe geheimnisvolle Dinge erfahren, in der Nacht, mystische, völlig unbekannte Ritualgesänge gehört, konnte tiefen Einblick nehmen in die Lebensgewohnheiten einiger Balinesen. Andererseits habe ich auch furchtbare Geschichten gehört. Geschichten von all diesen üblen Dingen, die Leuten widerfahren die hier leben. Sie sind oftmals begründet in dem unvorstellbar korrupten System der indonesischen Gesellschaft. Für jede Leistung eines Offiziellen wird bezahlt. Der Staat „hält“ sich mehr oder weniger die Personen für eine staatliche Struktur, alles andere überlässt man den Personen selbst. Es gibt Gesetze, die Demokratie vorgaukeln, aber sie werden von niemandem kontrolliert. Wer genug bezahlt, der kauft sich ein auf ihn zugeschnittenes Gesetz. Oder, wie es jemand umschreibt der schon lange hier lebt und den ich kennenlernen durfte: „Sie machen dir alle Probleme die sie nur machen können und dann verkaufen sie dir sehr teuer die Lösungen dazu.“ Das trifft es auf den Punkt. 
Bali ist hinduistisch geprägt, aber die bestimmenden Muselmanen in der indonesischen Gesellschaft wirken auch bis hierher. Staatsgesetze sind moslemisch definiert. Das Absingen von Weihnachtsliedern wurde aktuell nun auch für Bali verboten. Bisher war es Tradition, dass alle Religionen gerne die Feste der jeweils „anderen“ mitnahmen. Feiertage waren grundsätzlich multikulturell. Derartige Ausgrenzungen kann sich im Normalfall kein Staat leisten, der ökonomisch erfolgreich sein will. Aber wenn an jedem dritten Tag, wie auf Bali, ohnehin eine wichtige Zeremonie es nicht erlaubt einer geregelten Arbeit nachzugehen, dann spielt das keine Rolle mehr. Es gibt keinen Termin der nicht kurzfristig abgesagt werden könnte wegen einer notwendigen „Zeremonie“. Selbst bei Behörden oder Ministerien vorgeladene Offizielle aus der Regionalpolitik sagen mit dieser Begründung ab. Und die übergeordnete Behörde akzeptiert. Man weiß dort ja nicht ob es ein Vorwand ist oder eine Tatsache. Den Vorwand auch nur anzunehmen würde eine ungeheure Brüskierung des Betroffenen bedeuten.
Doch, um wieder weg zu kommen von den üblen Seiten dieser Gesellschaft, die saubere kann sich ja offenbar gut arrangieren damit, bleiben die Menschen in den unverdorbenen Landesteilen ein wunderbares Elexier für die Seele. Sie sind nicht nur optische Schönheiten unserer Gattung, sondern auch in ihrer freundlichen und ehrlichen Art kaum zu übertreffen. Unredlich wird man offenbar erst dann, wenn man ausreichend Kontakt zur westlichen Welt hatte. Das müsste uns doch ernsthaft zu denken geben. Erst das Aufeinandertreffen mit dem westlichen Lebensstil, mit der Art mit Geld und Gut umzugehen, bringt im Grunde unverdorbene Menschen dazu unredlich und unehrlich zu werden. Mit diesem Import schaffen wir es u.a., aus Fischerjungen Diskotypen zu machen, aus Reisbauern penetrante Taxifahrer, aus Dorfmädchen Huren.
Tourismus ist, wenn so ausgeübt wie in 99 % aller touristischen Ziele in den Entwicklungsländern dieser Welt, ein großes Übel. Er ist niemals von nachhaltigem Vorteil für die bereiste Bevölkerung. Jede Bereicherung durch ihn ist ausschließlich vordergründig und nicht von Dauer. Indonesien hat mit Vulkanausbrüchen, Tsunamis, Terroranschlägen und Anreiserouten über Krisengebiete zu kämpfen. Jeder einzelne Aspekt wäre schon geeignet den Tourismus für lange Zeit lahm zu legen, wie in der Vergangenheit ja auch bereits geschehen. Das beweist, wie wenig nachhaltig Einkommen aus Touristikgeschäft hier ist. Jegliches lokale Geschäft ist unbedingt vorzuziehen.  

im Hintergrund: Sus Cottage - Legian
                     

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