Gegen 08:30 Uhr mache ich mich vom Puri Oka Guesthouse in Candi Dasa auf den Weg zur Fähre nach Padangbai. Ich warte noch einen Regenguss ab, und komme nach ca. 20 Minuten Fahrt tatsächlich trocken im Hafen an. Die Bali-Mopedfahrer passieren ohne Kontrolle den Polizeiposten am Hafeneingang, ich werde gestoppt. Er will die Fahrzeugpapiere sehen. Normalerweise kein Problem. Aber mein Rucksack ist auf der Sitzbank verzurrt, und um an die Papiere zu kommen muss ich die hochklappen. Ich frage noch einmal höflich nach, ob das wirklich sein muss, da ich das eben erst aufgeschnallte Gepäck komplett losbinden müsse, aber er will die Registrierung sehen. Also binde ich die 4 Haltebänder los, klappe den Sitz hoch, und gebe ihm die Dokumente. Ist ja auch nicht schlimm, dass ich den Rucksack losbinden muss, denn auf der Fähre hätte ich den ja ohnehin mit nach oben aufs Deck genommen. Wir sind noch nicht fertig. Jetzt will er meinen Führerschein sehen, und zwar den internationalen. Auch im Grunde keine Sache, die mich nervös machen müsste, denn den habe ich ja. Allerdings im Rucksack. Das bedeutet: auspacken. Warum quält der mich, und nicht seine Landsleute? Ich habe in meinem Leben mehr Kilometer abgerissen als die Gesamteinwohnerschaft eines Kampung, und zwar mit Fahrerlaubnis. Ich wiederhole meine höfliche Frage, ob das nun wirklich sein muss, aber es muss. Was anderes hatte ich auch nicht erwartet. Als er den grauen, vom Baliregen im letzten Jahr aufgeweichten Lappen durchblättert, fragt er „valid?“ Wer lesen kann hat unbestreitbar Vorteile, denke ich, aber ich zeige ihm ohne Widerrede das Gültigkeitsdatum. Da ich befürchte, er könne sich noch mehr Prüfpunkte ausdenken, wechsle ich vom bahasa-indonesisch durchsetzten Small Talk zu verbindlichem „no-longer-amused“ Englisch. Da er wissen will wo ich mich auf Bali so aufhalte, erwähne ich ganz nebenbei, dass ich beim Tejakula Art-Festival im letzten Jahr den Gouverneur vom Buleleng District kennengelernt habe, und spiele dabei mit meinem Handy. Wow, das hat gewirkt! Er war zwar die ganze Zeit recht nett, aber nun wird er fast überschwänglich freundlich. Blitzartig erkennt er, dass alle Lizenzen gültig sind, und ich darf wieder zusammenpacken. Ich reihe mich in eine Fahrspur über der nicht Lkw/Busse steht, kaufe für umgerechnet 6,90 EUR ein Ticket. Das Schiff legt gerade ab. Hätte den Gouverneur gleich am Anfang ins Spiel bringen sollen. Egal, die fahren ja jede Stunde. Heute wird allerdings eine Ausnahme gemacht von dieser Regel. Vier Stunden lang kommt keine Fähre mehr. Um 13 Uhr fahre ich auf, und mein schöner Plan für heute ist wieder hin. Nach Kuta-Lombok komme ich heute sicher nicht mehr. Ich entscheide, durch Mataram Richtung Norden zu fahren, so weit wie möglich Richtung Senggigi, bevor es dunkel wird. Der Feierabendverkehr durch die Inselhauptstadt ist die bisher größte Herausforderung. Man wird mit der Zeit gelassener. Man nimmt hin, dass einem auf der eigenen Fahrbahnseite links und rechts die Geisterfahrer entgegendonnern. Wohin muss ich überall schauen, wenn ich überholen will? Die kleinen Pferdekutschen sind ständige Hindernisse. Man muss die Lücke finden, und, ganz wichtig, demjenigen, der den eigenen Weg kreuzt, eine Lücke lassen. Mit Glück schaffe ich es durch das Chaos und finde auch die Straße nach Norden. In Mangsit, hinter dem Alang Alang Hotel, mache ich geschafft Halt bei einer Traveller-Unterkunft.
Bei einer Inselumrundung würde ich erst sehr spät in Kuta-Lombok ankommen. Ich entscheide mich daher für den direkten Weg, und Ankunft bei Tageslicht. Man hat mich inzwischen schon drei Mal davor gewarnt, überhaupt nach Kuta zu fahren. Die Leute vom Volk der Sasak seien in der Region auf Raubüberfälle spezialisiert. Vorzugsweise natürlich dort wo etwas zu holen ist, also bei Fremden.
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